Mehr als Samba: Action und Natur in Rio erleben
Ich bin nun zum fünften Mal in Rio gewesen. Das erste Mal kam ich 2001 nach Brasilien nach dem Studium als Auszeit, bevor der Ernst des Lebens wieder losgehen solte. Natürlich stand auch Rio auf dem Plan. Ich blieb in einem Apartment an der Copacabana und einem Hostel im Stadtteil Botafogo. Die Nähe zu den Parties war seinerzeit als junger Mensch ausschlaggebend. Damals ging es selbstverständlich auf den Zuckerhut sowie Corcovado und natürlich ausgiebig an den Strand. Für den zweiten Besuch 2005 wählten wir wieder ein Apartment in Copacabana. Dies war praktisch mit der Familie aus Brasilien. Wir besuchten die Insel Ilha de Paquetá in der Guanabara Buch mit einer schönen Bootsfahrt. Am nächsten Tag ging es zum Museum Niteroi. Und wir konnten unser Glück nicht fassen: Der weltberühmte Architekt des Museums Oscar Niemeyer war persönlich vor Ort und signierte mir ein Buch. Seine Formensprache hat mich immer sehr beeindruckt. Die geschwungenen Linien sind seine Handschrift und können geballt in Brasilia und anderen Orten Brasiliens bestaunt werden.

Ein weiterer Besuch 2012 stand ganz im Zeichen des Karnevals in Rio. Wer schauten uns die Umzüge der Sambaschulen im Sambádromo an. Nur musste ich bei der letzten Schule um 5 Uhr morgens passen, da ich im Stehen eingeschlafen bin. Wir besuchten auch einen „Bloco“ auf der Straße in Copacabana und Ipanema. Das sind kleine, lokale Umzüeg für das Volk mit mehr oder weniger aufwendig geschmückten Wagen und Bands. 2013 wohnten wir am Fuße der Favela Vidigal in einer Einliegerwohnung und anschließend in einem Apartment bei Freunden an der Copacabana, um Silvester in der Stadt zu verbringen. Das Silvesterfest war wirklich beeindruckend, wie sich Millionen von Menschen am Strand sammeln und gemeinsam das neue Jahr begrüßen. Wir waren mitten in der Menge an einem Pavillon einer Familie, die wir am Nachmittag beim Aufbau schon kennengelernt hatten. Am Neujahrstag ging es auf eine Tour durch das „Centro“, das wahrlich viele historische, architektonische Perlen aufzuweisen hat.
Dieses Mal im Februar 2019 nächtigten wir das erste Mal in Santa Teresa, einem ruhigen Stadtteil auf einer Anhöhe mit fantastischem Blick über die Stadt, auf den Zuckerhut und die Christus Statue. Hier sind tolle Bars und Restaurants fußläufig zu erreichen und einige der exklusivsten Boutique-Hotels wie in unserem Rio Luxus Reise Paket sind hier mittlerweile zu finden.



Floresta da Tijuca – Rios grüne Lunge
Nun bin ich zum fünften Mal nach Rio gereist und diesmal habe ich eine neue Seite der Stadt kennenlernen dürfen. Rio hat den größten Stadtwald der Welt. Der Floresta da Tijuca umfasst 33 qkm und ist das Ergebnis einer Wiederaufforstung, die durch den berühmten Kaiser Dom Pedro II angeordnet wurde. Dieser wollte die durch Kaffeeplantagen verödete Landschaft vor Erosion schützen. Rio war damals die Hauptstadt Brasiliens. Die botanischen Gärten, der Berg Corcovado mit der Christo Redentor (Christus der Erlöser) liegen allesamt in diesem Stadtpark. Wir haben uns aufgemacht, um mehr von dieser Landschaft zu entdecken und Rio vor allem von oben zu bewundern. Am ersten Tag kamen wir im wundervollen Hotel Casa Marques an. Der Blick von diesem Boutique-Hotel auf den Zuckerhut war wirklich atemberaubend schön. Wir sind am Nachmittag noch ins Zentrum des Viertels gelaufen und haben im hübschen und angesagten Restaurant Aprazivel mit Blick auf die Stadt gegessen. Das Casa Marques ist leider nicht mehr als Hotel tätig, aber wir haben mit dem Chez George einen würdigen Nachfolger gefunden. Das kleine,feine Hotel ist ein Kleinod für Architekturfans und hat einen ebenso umwerfenden Blick.
Tag 1 – Leichte Wanderung und Drachenflug
Am nächsten Morgen ging zunächst mit dem Auto auf angenehme Fahrt durch den Bezirk und Wald, um einen kurzen Spaziergang zum Pedra Bonita zu machen. Hier hat man schon einen wundervollen Blick über die Stadt und auf den Bezirk Barra de Tijuca, wo auch das olympische Dorf liegt. Man blickt von hier auf den majestätischen Pedra de Gávea, dessen nördliche Seite wie ein Gesicht aussieht und deshalb auch „Der Imperator“ genannt wird. Wir können von hier auch auf die Startrampe der Drachenflieger hinab blicken. Der Rückweg hielt noch eine Überraschung bereit: Hoch im Baum hing ein Faultier mit seinem Nachwuchs. Hier hat sich endlich das leidige Schleppen der Megazoom-Kamera bezahlt gemacht. Es gelangen mir gute Aufnahmen von den süßen Geschöpfen, die immerzu zu lächeln scheinen.



Es ging wieder hinab und kurz hinauf zum Parkplatz des Drachen-„Flugplatzes“. Von hier führt ein kurzer Weg zur Startrampe der Drachenflieger. Es war etwas regnerisch, so dass wir eine Stunde warten mussten. Das Problem war aber weniger der Regen, sondern der Wind. Nach einer Einweisung und Übung zum Start („Laufen nicht springen“) ging es los. Nach einen kurzen Sprint „stürzt“ man kurz in die Tiefe und erhält schnell die nötige Geschwindigkeit. Dann schwebt man über der Stadt und dreht ein paar Runden. Der Pilot lässt einen auch steuern, es funktioniert recht einfach durch die Gewichtsverlagerung. Aber doch spüre ich, dass ich ganz großen Respekt vor dem Fliegen habe. Es ist ein befreiendes Gefühl, über die Häuser zu schweben und ganz ohne Motorkraft auf dem Strand von São Conrado zu landen. Naja, wir sind ja mit dem Auto hochgefahren, so ganz stimmt das nicht mit der Motorkraft. Am Nachmittag haben wir natürlich noch eine authentische Feijoada genossen, das brasilianische Nationalgericht mit Bohnen, Reis und natürlich auch mit lecker gekochtem Fleisch.
Tag 2 – Wanderung zum Pedra da Gávea
Der frühe Vogel fängt den Wurm – in diesem Falle die köstlichen warmen Brötchen Pão de Queijo der Hotelküche. Zu mehr reichte es nicht, denn es ging bereits um 8 Uhr los, aber angesichts der Temperaturen wäre ein Start sogar um 6 Uhr ratsam, um die kühle Morgenluft noch ausnutzen zu können. In Barra de Tijuca stärkten wir uns noch gemeinsam mit dem Guide in einer Bäckerei („Padaria“), bevor wir uns auf den Weg machten
Zunächst ging es ca. 2,5 Stunden mittelschwerer Wanderung zur ersten körperlichen Herausforderung. einem Klettersteig von ca. 15 Metern Höhe. Und das genau zur Mittagshitze. Einige Kletterer versuchten sich ganz ohne Sicherung an dem Weg. Das erschien mir doch recht leichtsinnig. Und ich war froh, dass wir unseren Guide Lucas dabei hatten, die die notwenige Ausrüstung für einen gesicherten Aufstieg dabei hatte. Ich dachte hiernach schon, dass mich jegliche Kraft verlassen hätte. Aber wir mussten uns nochmal für weitere 45 Minuten Fußmarsch sammeln. Aber die letzten Meter waren wirklich eine Erlösung und der Blick belohnte alle Mühen. Wir blieben eine weitere Dreiviertelstunde oben und genossen die wirklich unfassbar schöne Aussicht. Ich habe auch ein paar Dronen-Aufnahmen gemacht, obwohl ich noch ein blutiger Anfänger bin. Ich hätte mir auch gewünscht, dass mich die Drohne wieder zurück zum Startpunkt bringen könnte. Denn die Aussicht auf den Rückweg war doch wenig erfreulich.
Aber der Rückweg über den Klettersteig wurde durch die Abteiltechnik erheblich vereinfach und beschleunigt. Am Fuße der steilen Wand wartete zudem ein Verkäufer mit eiskalten Getränken- ihn schickte der Himmel. Erfrischt ging es auf den Rückweg, bei dem noch eine kleine Quelle mit kaltem Wasser für eine weitere Abkühlung sorgte. Beim Blick zurück fiel mir auch das Gesicht des Imperators besonders gut auf. Um 16:30 Uhr waren wir wieder am Parkplatz, wo uns ein Wagen erwartete. Und ich war dankbar um jeden Meter, den ich nicht weiter gehen musste. Acht Stunden Wanderung sind für sich schon kein Pappenstiel. Aber wenn man bei 30 Grad und gefühlt 100% Luftfeuchtigkeit läuft, hat dies doch eine andere Qualität. Aber der Blick ist unbezahlbar. Und es faszinierte mich die Ruhe in der Höhe, obwohl man auf die Stadt hinab blickt. Erst auf den letzten Metern vernimmt man wieder zunehmend den Lärm der Millionenmetropole.
Tag 3 – Volles Action Programm
An diesem Tag wartete wirklich ein spannendes und langes Programm auf uns, das voller neuer Perspektiven auf die Stadt war. Nach bereits vier Besuchen in Rio denkt man, man sei ein „alter Hase“ und hätte schon viel gesehen. Aber Rio ist immer wieder für Überraschungen gut.
Hubschrauber-Rundflug in Rio – Volle Empfehlung
Der Fahrer holte Morgens ab und es ging zunächst nach Barra de Tijuca. Hier liegt der Flughafen, von wo aus die Hubschrauberflüge starten. Wir waren von der Qualität der Maschinen und des Flughafens beeindruckt. Es ist eine halbe Stunde Fahrt durch die Stadt, dafür hat man einen wunderschönen Flug um den Pedra de Gávea entlang der Strände Conrado, Leblon und Ipanema bis zum Zuckerhut. Hier dreht man eine Runde um die Christus Statue und fliegt zwischen Corcovado und Zuckerhut wieder zum Strand Ipanema. Der Ausblick vom Hubschrauber ist wundervoll man ist versucht, die ganze Zeit mit dem Mobiltelefon zu filmen, anstatt den Blick zu genießen. Man sieht aus der Höhe die ganze Schönheit der Landschafts Rios, die verdientermaßen von der UNESCO erstmals als Gesamtensemble aus Stadt und Landschaft ausgezeichnet wurde. Die Berge, Lagunen, die Bucht und sogar die Stadt formen eine traumhafte Kulisse. Es gibt übrigens auch längere Flüge über die Bucht bis nach Niteroi, um Oskar Niemeyers Museum von oben zu bewundern.



Mittagessen in der Favela – Bombastischer Blick
Nach der Rückkehr zum Flughafen schlug uns der Fahrer vor, in der befriedeten Favela Vidigal zu Mittag zu Essen. Gesagt getan, wir stiegen vom Auto auf „Motoboys“ um, die flink die Straßen hinaufbrausten (ohne, dass man Angst bekommt). Der Blick vom Restaurant auf die Favela bis hin zu den Bergen Dois Irmãos und dem Zuckerhut verschlug uns die Sprache. Ein Craft Beer rundete das köstliche Essen (Frango Passarinho ist immer wieder ein Genuss!) ab. Der Rückweg ging genauso schnell zurück. Vor der Weiterfahrt tranken wir noch einen erfrischenden Zuckerrohrsaft (Caldo de Cana). Wir empfehlen, diesen recht süßen Saft immer mit Limettensaft („com Limão“) zu trinken. Das macht ihn erfrischender und weniger süß. Wir wechselten unsere Kleidung im Hotel und fuhren nach Urca, dem Startpunkt der Seilbahn zum Zuckerhut. Hier erwartete uns ein weiterer Naturguide mitsamt Ausrüstung. Denn es sollte nicht bequem mit der Bahn hinaufgehen, sondern auf Schusters Rappen auf dem „Rücken“ (Costa) des Zuckerhutes.
Den Zuckerhut erklimmen – Sonnenuntergang inklusive
Ein kurzer Weg führte zur ersten Kletterstelle. Man kann hier wirklich versuchen zu klettern oder wählt die bequemere Variante und nutzt das zweite Seil, um stehend aufzusteigen. Der Weg erschien uns weniger beschwerlich, aber technisch anspruchsvoller als der Weg am Vortag. Es sind unbedingt ordentliche Trekking- oder Wanderschuhe zu empfehlen, das vereinfacht den Aufstieg vor allem an den Stellen der Felsen, die nur halbsteil sind und wo Trittfestigkeit dringend geboten ist. Der zweite Kletterabschnitt erschien mir unschaffbar. Einerseits, weil die Kraft nachließ, aber eben auch die Technik und Erfahrung fehlte. Zum Glück helfen die Guide hier mit Tipps weiter. Ich wählte für den letzten Meter dann doch die einfachere Variante des Aufstiegs, in dem man sich ins Seil hängt und sich ziehend hochläuft. Der Ausblick in den Momenten des Verweilen ist wirklich phänomenal. Man überblickt die Guanabara Bucht und die Meerenge nach Niteroi hinüber.
Mit zwei sportlichen Personen ist der Aufstieg in ca. zwei Stunden zu schaffen. Mit vier Personen verlängert es sich auf ca. drei Stunden. Der sportliche Guide berichtete uns, er brauche alleine ca. 30 Minuten und keine Kletterausrüstung. Das soll aber nicht der Maßstab für normale Wanderer sein. Oben angelangt, wartet der Blick über die ganze Stadt, die einem im wahrsten Sinne zu Füßen liegt. Ich war wirklich heilfroh, dass der Rückweg über die Seilbahn erfolgte. Da es keine Oneway-Tickets gibt, ist der Rückweg als Belohnung gratis. Das hätte ich mir auf dem Pedra da Gávea am Vortag auch gewünscht.
Rio mal anders: Natur und Action pur
Ich war nach den drei Tagen wirklich sehr erschöpft. Aber auch stolz und glücklich, das Abenteuer geschafft zu haben. Es ist für halbwegs erfahrene Wanderer und sportliche Menschen sicher kein Problem, auch bei den Temperaturen im Sommer. Aber viel Wasser ist wichtig. Ich würde behaupten, selbst Extremsportler kommen auf ihre Kosten, da sicher der Weg kein Extrem-Kick ist, aber die Ausblicke wirklich fantastisch sind und das Herz höher schlagen lassen.
Ich habe mir vorgenommen, den Zuckerhut nochmal hinaufzusteigen. Mit ordentlichen Schuhen, ausreichend Wasser und einem Fernglas für den Ausblick. Rio de Janeiro hat wirklich als Stadt soviel zu bieten, von Action, Abenteuer, Strand, Kulinarik und auch Kultur. Ich muss mein Bild von der „nur“ Karneval-Stadt wirklich revidieren. Ich freue mich aufs nächste Mal, eine neue Seite zu entdecken.
Alle Fotos dieses Beitrages (c) GloboTur